„Die meisten Leute halten mich für verrückt“, sagt Adina Bitter mit einem Lächeln. Und tatsächlich, sie führt ein Leben, das viele ins Staunen versetzt: Sie ist Grundschullehrerin, Mutter von zwei Kindern, führt ein eigenes kleines Geschäft für Trockenblumen („Eukalyptuschen“) und steht trotzdem regelmäßig auf dem Volleyballfeld für die erste Damenmannschaft der SG Sendenhorst. „Es gibt einfach viele Sachen, die ich cool finde und an denen ich Spaß habe“, erklärt sie ihren recht vollgepackten Alltag. Doch trotz der Herausforderungen schafft sie es, alles unter einen Hut zu bekommen – auch dank der Unterstützung ihrer Familie. „Ich habe großartigen Support von zu Hause, dafür bin ich sehr dankbar.“ Volleyball ist für sie nicht nur ein sportlicher Ausgleich, sondern auch eine Form von ‚Me-Time‘, „da kann ich einfach abschalten und jung sein“, sagt sie.
2001 begann ihre Volleyball-Karriere in der Jugend der SG Sendenhorst, wo sie dann auch früh den Sprung in die erste Damenmannschaft schaffte. Später zog es sie zum Studium nach Münster. Zunächst spielte sie weiterhin in Sendenhorst bevor es ihr 2012 beim Probetraining bei Blau-Weiß Aasee so gut gefiel, dass sie dorthin in die erste Mannschaft (damals Oberliga) wechselte. „Da hat man echt viel gelernt, wir hatten drei Mal die Woche Training und sogar auch positionsspezifisches Training“, erzählte Bitter. Sie erlebte mit dem Team gleich zwei Aufstiege – erst in die Regionalliga, dann in die 3. Liga. „Das war richtig cool, vor allem die zwei Aufstiege direkt hintereinander mitzuerleben“, erinnert sie sich.
Die Zeit bei BW Aasee war prägend für Bitter, nicht zuletzt wegen der engen Verbindungen, die sie dort knüpfte. Ihre heutige Co-Trainerin Kerstin Theis war damals ihre Mitspielerin, und ihr heutiger Trainer Dieter Theis begleitete sie ebenfalls, da er zu der Zeit bei Aasee Trainer war. Heute scherzt sie: „Selbst meine Kinder sagen ‚Opa Dieter‘“. Diese Verbundenheit ist Bitter wichtig. „Das Familiäre brauche ich einfach. Sowohl bei Aasee als auch in Sendenhorst habe ich mich immer heimisch gefühlt.“
Nach dem Studium kehrte sie nach Sendenhorst zurück, wo die Damenmannschaften gerade neu strukturiert wurde. Zusammen mit Spielerinnen ihres Jahrgangs, die nach Studium oder anderen Verpflichtungen ebenfalls wieder in die Heimat zurückkehrten, fand sie ein Team, was sie liebevoll ‚die Oldies‘ nannte und ihr viel Spaß bereitet hat. Sie trainierten unter SGS-Urgestein Stefan Schubert, der ihr auch sehr nahestand. „Meine Trainer hatten immer eine große Bedeutung, sie haben immer an mich geglaubt und mich supportet“, sagte sie. Mit der Mannschaft sind sie ganz unten in der Bezirksklasse angefangen und haben sich immer weiter hochgearbeitet. Irgendwann wurde diese Mannschaft dann von Dieter und Kerstin Theis übernommen, mit jungen Spielerinnen aufgefüllt und ältere beendeten ihre sportliche Laufbahn, doch Bitter hatte nach wie vor großen Spaß am Volleyball.
Obwohl sie in ihrer Karriere, in der sie, egal in welcher Mannschaft, immer schon die Trikotnummer 6 hat, mehrere Positionen gespielt hat, sieht sie sich heute klar im Zuspiel. „Mit 15 Jahren wurde mir gesagt, dass ich schöne Pritsch-Hände habe, und seitdem war ich eigentlich Zuspielerin. Anfangs fand ich es nicht so cool, aber dann habe ich den Wert der Position erkannt und auch viel Lob bekommen.“ Dennoch schätzt sie die Erfahrung, in den ersten Jahren unter Dieter Theis auch als Außenangreiferin gespielt zu haben. „Ich finde Angreifen richtig cool, aber mittlerweile merke ich, dass mein Körper da nicht mehr so mitmacht.“
Während ihrer beiden Babypausen verabschiedete sich Bitter kurzzeitig vom Volleyball, wollte nach der ersten sogar aufhören. Doch hat dann direkt gemerkt, dass sie es nicht lassen kann und kehrte schnell zurück. Nach der Geburt ihres ersten Kindes war sie bereits sechs Monate später wieder auf dem Feld, beim zweiten Kind sogar nach drei Monaten. „In den Satzpausen habe ich damals sogar noch gestillt. Das war schon krass“, erinnert sie sich. „Aber ich brauche das irgendwie und ich würde es immer wieder so machen.“ Trainer Dieter Theis zollt ihr großen Respekt: „Wenn jemand mit zwei Kleinkindern trotzdem zweimal in der Woche zum Training kommt, ist das alles andere als selbstverständlich.
Auch am Samstagabend beim letzten Heimspiel des Jahres will sie mit den SG-Damen wieder auf Punktejagd gehen. Um 19 Uhr empfängt das Team den Tabellenvierten SC Hennen. Sendenhorst liegt mit nur zwei Punkten Rückstand auf Platz sechs und hofft auf einen erfolgreichen Jahresabschluss. „Es wird kein einfaches Spiel“, sagt Trainer Theis. „Auf dem Papier sieht es nach einem Duell auf Augenhöhe aus, aber Hennen ist sehr dominant.“ Bitter und ihre Mitspielerinnen sind dennoch motiviert, alles zu geben. „Wir brauchen die Unterstützung unserer Fans“, betont sowohl sie als auch Theis.