Foto: Linus Wonschik
Nach zwei schweren Verletzungen, mehreren Operationen und intensiver Physiotherapie stand Emil Plößner, Außenangreifer der ersten Herrenmannschaft der SG Sendenhorst, am vergangenen Sonntag nach über einem Jahr das erste Mal wieder auf dem Volleyballfeld. Alles begann am 09. Dezember 2023 im Spiel gegen Lage-Oerlinghausen (Bielefeld). Plößner griff aus dem Hinterfeld an, landete jedoch auf dem Fuß eines Mitspielers, sodass sein Bein wegknickte. „Ich hatte richtig starke Schmerzen und hab direkt gespürt, dass mein Fuß nicht da ist, wo er eigentlich hingehört“, beschreibt er die Situation. Es wurde sofort ein Krankenwagen gerufen, mit dem er dann in die Notaufnahme des Bielefelder Krankenhauses gebracht wurde. Die Diagnose war tragisch: ein offener Wadenbeinbruch, ein ausgekugeltes Sprunggelenk und sämtliche Bänder im Fuß gerissen. Noch in der Nacht wurde er operiert. Für Plößner, der mit seinen 22 Jahren bereits mehrere Verletzungen hinter sich hatte, war das die schwerste. Doch schon kurz nach der ersten Operation fasste er einen Entschluss: „Es war zwar richtig beschissen, aber ich wollte mich so schnell es geht wieder zurückkämpfen – für mein Sportstudium und natürlich fürs Volleyball.“ Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt mit 3 weiteren Operationen startete er mit Lymphdrainage und Physiotherapie bei Eva Baxpöhler, der Ehefrau seines Mannschaftskollegen Jonas Baxpöhler. „Eva hat mir sehr geholfen, so schnell wie möglich wieder fit zu werden, dafür bin ich ihr echt dankbar“, sagt Plößner. Nach sechs Wochen konnte er seinen „grauen Schuh“ (die Orthese) ablegen und langsam beginnen, wieder Bewegung und Muskulatur in den Fuß zu bekommen. Weitere sechs Wochen später wurden dann seine Schrauben aus dem Fuß entfernt, sodass er wieder normal laufen konnte. Währenddessen war er oft in der Halle, um seinem Team zuzuschauen, doch das war anfangs gar nicht so leicht: „Immer, wenn jemand hochgesprungen ist, hatte ich Angst, dass er sich verletzt“, erzählt Plößner. Im April durfte er dann wieder mit dem Volleyballtraining beginnen, indem er aber zunächst nur in der Annahme spielte, sodass er netznahe Sprungaktionen wie Angriff und Block vorerst ausließ. Da die Saison 2023/24 zu dem Zeitpunkt schon vorbei war, trainierte die Mannschaft hauptsächlich im Sand auf dem Beachplatz. „Das war sehr gut für mich, mit dem weichen Untergrund konnte ich mich langsam wieder an das Springen gewöhnen und meine Ängste ablegen“, erklärt Plößner. Die Beachvolleyball-Saison verlief dabei überraschend erfolgreich, mit mehreren Turniersiegen und -platzierungen. Die Saisonvorbereitung in der Halle, bei der er wieder normal mitmachen konnte, startete gut: „Ich habe mich immer wohler und sicherer gefühlt“, sagt Plößner. Doch dann folgte der nächste Rückschlag: Bei der Saisonvorbesprechung Anfang August kugelte ein harmloser Schulterklaps eines Mannschaftskollegen seine Schulter aus. „Ich dachte erst, da ist bestimmt nichts schlimmes passiert“, erzählt er, doch das MRT brachte die bittere Wahrheit: Ein erneuter Labrumriss, bereits das dritte Mal an derselben Schulter. Eine OP war somit unumgänglich, was wieder mehrere Monate Sportpause bedeutete. „Das war vor allem so kurz nach der Beinverletzung mental nicht leicht, da habe ich echt ein bisschen gebraucht, um mich wieder zu motivieren“, berichtet Plößner. Doch er kämpfte sich erneut zurück. Einen großen Anteil hatten hier vor allem seine Familie, die ihn während der gesamten Verletzungszeit unglaublich unterstützt hat, und alle anderen, die für ihn da waren: „So ein Support zu bekommen ist nicht selbstverständlich, dafür bin ich echt dankbar“, sagt Plößner. Kurz vor Weihnachten konnte er dann wieder langsam ins Volleyballtraining einsteigen und jetzt nach der Winterpause will er wieder voll durchstarten. Am vergangenen Sonntag war es dann auch endlich so weit: Nach über einem Jahr betrat Emil Plößner wieder das Spielfeld. „Ich war richtig nervös und aufgeregt, aber vor allem habe ich mich gefreut“, beschreibt er den Moment. Zwar hatte er natürlich nur kurze Einsatzzeiten, aber vor allem in der Annahme zeigte seine Rückkehr bereits Wirkung. „Das ist eine sehr wichtige Personalie, die da jetzt wieder kommt. Emil war vor seinen Verletzungen eine absolute Stütze, ein Schlüsselspieler bei uns, er war unser „Go-to-Guy“, man wusste, den kann man immer anspielen und der macht keinen Quatsch“, schwärmt Trainer Raphael Klaes. Sein Fehlen habe der Mannschaft enorm geschadet, doch umso mehr freut er sich jetzt, dass der Außenangreifer wieder dabei ist. Plößner weiß, dass der Weg zurück zu seiner alten Leistung noch Zeit brauchen wird. Doch er ist auf dem besten Weg und wird alles geben, um sich selbst und das Team voranzubringen.
Am Sonntagmittag um 12 Uhr wird Plößner dann sein erstes Heimspiel nach den Verletzungen bestreiten. Gegner ist TV Pivitsheide, die doppelt so viele Punkte haben wie die SG-Herren. Doch das Ziel ist klar: „Wir wollen wieder unser Heimgesicht zeigen, denn alle Punkte, die wir bisher haben, haben wir zuhause geholt“, sagt Trainer Klaes. Das Team will kämpfen, um die Niederlage der letzten Woche wieder gutzumachen und hofft dabei auf viele Zuschauer, mit deren Unterstützung das „Feuer“ im Spiel wieder entfacht werden soll.